Berichte von 05/2020

Heuschreckenplage und die Angst vor Corona

Mittwoch, 06.05.2020

Hallo ihr Lieben,

seit dem letzten Eintrag ist mittlerweile sehr viel Zeit vergangen. Dennoch habe ich den Blog nicht vergessen und möchte daher heute etwas über aktuelle Themen in Subukia berichten.

Auch Kenia ist mittlerweile von der Corona-Pandemie betroffen. Aktuell zählt Kenia 535 (Stand: 06.05.) bestätigte Corona-Fälle. Bei einer Gesamtbevölkerung von geschätzt 50 000 000 Menschen klingt diese Zahl noch nicht sehr hoch, doch die Angst vor einer Ausbreitung des Virus ist groß. Denn niemand weiß, wie groß die Dunkelziffer und damit die Anzahl der tatsächlich Infizierten ist. Bisher wurde nur eine relativ geringe Anzahl von Tests in Kenia durchgeführt. Insgesamt 24 Personen sind an Covid-19 gestorben (Stand 06.05.). Aufgrund der weiten Verbreitung von HIV, Malaria, Typus und Diabetes gehören viele Menschen in Kenia zur Risikogruppe. Die Lebensverhältnisse der Kenianer erschweren die Verhinderung der Ausbreitung deutlich. Viele Menschen, gerade in den Dörfern haben keinen direkten Zugang zu Wasser. Oft müssen die Familien mehrere Kilometer zum nächsten Fluss laufen, um dort Wasser zu holen.

Kinder beim Tragen von Wasserkanistern

Dies hat zur Folge, dass sich die Menschen nur unregelmäßig gründlich die Hände waschen können, obwohl dies doch so wichtig momentan ist. Ausgehend von diesen Umständen wird vermutet, dass die Todeszahlen bei einer weiteren Verbreitung des Virus stark ansteigen werden.

Auch das kenianische Gesundheitssystem wäre mit einem großen Ausbruch des Corona-Virus überfordert. Im ganzen Land gibt es nur ca. 260 Beatmungsgeräte. Hinzukommt, dass sich viele dieser Beatmungsgeräte in den großen Kliniken in Nairobi und Mombasa befinden. Die ländliche Bevölkerung hat nur wenig Zugang zu diesen medizinischen Möglichkeiten. Aus diesem Grund ist eine der größten Ängste der Regierung, dass die Menschen das Virus von den großen Städten in die kleinen Dörfer schleppen. Um dies zu verhindern, sind die großen Stadtzentren bereits Anfang April abgeriegelt worden. Niemand darf mehr die Städte Nairobi, Mombasa und Kilifi in Richtung seines Heimatdorfes verlassen. Seit dem 25. März gibt es darüber hinaus eine nationale Ausgangssperre. Zwischen 19:00 Uhr und 5:00 Uhr dürfen die Menschen ihre Häuser nicht mehr verlassen.Auf diese Weise versucht die kenianische Regierung alles zu tun, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Die Menschen in Kenia treffen diese Maßnahmen hart. Viele von ihnen haben nur wenige bis keine finanziellen Rücklagen. Sie leben von dem, was sie an einem Tag verdienen und versorgen damit sich und ihre Familie. Besonders betroffen sie die, die schon vorher am Rande der Gesellschaft in Armut gelebt haben.

Neben der Corona-Krise beschäftigt die Menschen jedoch auch eine Heuschreckenplage. Bereits seit Februar breiten sich die Heuschrecken von Somalia kommend in Kenia aus. Die Welternährungsorganisation bezeichnet diese als die Schlimmste in den letzten 70 Jahren. Die Wüstenheuschrecken verbreiten sich in großen Schwärmen und fressen alles kahl. Laut Welternährungsorganisation kann allein ein Schwarm Heuschrecken täglich die Nahrungsgrundlage von mehr als 100 000 Menschen zerstören. Seit Ende März sind die Wüstenheuschrecken auch in Subukia angekommen. In großen Schwärmen fliegen sie über die Felder der Bauern und hinterlassen eine Schneise der Verwüstung.

Da es in den vergangenen Wochen geregnet hat, vermehren sich die Heuschrecken momentan besonders stark. Die kenianische Regierung versucht zusammen mit der Welternährungsorganisation seit vielen Wochen, die Plage zu bekämpfen. Dies geschieht insbesondere durch ein Sprühen von Pestiziden aus der Luft. Aber auch am Boden versprühen Freiwillige Pestizide. So sollen die frisch geschlüpften Heuschrecken, die noch nicht fliegen können, getötet werden.  Doch die Corona-Pandemie hat auch Einfluss auf diese Bemühungen. Die Pestizide müssen importiert werden, was während der Pandemie nur noch sehr schleppend funktioniert.

Nun jedoch zu Subukia.

In der Region selbst gibt es zum Glück noch keinen bestätigten Corona Fall. Langsam aber sicher setzen sich die Maßnahmen der Regierung durch und die Menschen erkennen die Wichtigkeit des sozialen Abstandshaltens. Sie versuchen so gut es geht die Hygiene-Vorschriften einzuhalten und zu Hause zu bleiben. Die Unsicherheit und Angst sind groß.

Kind wäscht sich die Hände im Brunnen

Corona und die Heuschrecken haben dafür gesorgt, dass die Lebensmittelpreise in Kenia in die Höhe geschossen sind und die Zahl der Menschen, die sich keine Lebensmittel mehr leisten können und daher Hunger leidet nimmt jeden Tag zu. Die Franziskanermissionare versuchen so gut es geht den Menschen in Subukia zu helfen. Sie sind für die Nöte der Menschen ansprechbar. Sie decken besonders betroffene Menschen mit dem Notwendigsten ein und verteilen Kleider und Hygieneartikel. In der Krankenstation kümmern sich weiterhin die Krankenschwestern um Erkrankte und unterstützen Frauen bei der Entbindung ihrer Kinder. Wie lange die Franziskanermissionare die Krankenstation noch offenhalten können, bleibt fraglich. Wie überall in Afrika ist die Sorge groß, dass aufgrund des Erliegens des internationalen Flugverkehrs in geraumer Zeit kein Nachschub an lebensnotwendigen Impfungen und Medikamenten besorgt werden kann.

Auch die St. Francis Secondary School ist seit März geschlossen. Genau wie in Deutschland haben die Lehrkräften den Schülerinnen und Schülern Aufgaben gestellt, welche diese in der Zeit zu Hause bearbeiten sollen, um so den Anschluss an den Lernstoff nicht zu verlieren. Es bleibt allerdings fraglich wie viele Schülerinnen und Schüler tatsächlich die Möglichkeit haben in ihrem häuslichen Umfeld zu lernen. Viele von Ihnen werden ihren Eltern im Haushalt oder bei der Feldarbeit helfen müssen. Die Franziskanermissionare hoffen, dass die Schule bald, zumindest für den Abschlussjahrgang wieder geöffnet werden kann. Doch hierfür gibt es noch keinen genauen Zeitpunkt.

Soweit erstmal aus Subukia. Bleibt gesund!